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Wie immer, wenn alle nach rechts wollen, bin ich die, die eher nach links driftet. Dies auch bei meiner ersten Reise in die USA: Es gehen alle nach Kalifornien und Florida? Dann will Familie Sassine an die Ostküste. Gesagt, getan. Wie so ziemlich jeder Europäer kannte ich die USA bis dahin ausschliesslich aus Literatur und Film. New York (Sex & the City), Boston (Ally Mc Beal), Maine (Stephen King), Montauk (The Affair) und Cape Cod (Sabrina): dies in etwa die Referenzen, die ich damals hatte. Es war mir, als wäre ich schon überall gewesen und dennoch wollte ich mal überprüfen, ob die Gefühle, die diese Ortsnamen in mir auslösten, auch vor Ort einsetzen würden. Also machten wir uns letzten Sommer mit der British Airways auf den Weg nach Boston. Zum Flug gibt es nicht viel zu sagen, BA ist völlig in Ordnung, die Sitze nicht enger als anderswo, der Service ok. Umsteigen in London war kein Problem.
Boston In Boston bezogen wir das Lennox Hotel, welches sich in der Back Bay und für ein „Welcome to America“ wirklich spitzenmässig ist. Natürlich mussten meine Kids gleich einen „To-go-Mug“ haben (Milch, Kaffee nur für Mami und Papi), bevor wir das Quartier erkunden. Viele Restaurants, Boutiquen, die Stadtbibliothek etc. das Back Bay ist tagsüber relativ ruhig, abends angenehm belebt. Den Rest des Tages verbringen wir mit einer Tour im Hop-on-Hop-off-Bus, um uns die Stadt ein wenig einzuverleiben. So machen wir das immer in neuen Städten: So kann man eben ein- und aussteigen, wann man will und und Quartiere erkunden, ohne alles zu Fuss machen zu müssen. Das Boston Children Museum ist auf jeden Fall einen Halt wert. Von Dinos über Wissenschafts-Experimente und diversen Workshops bietet es so vieles, was ein Kinderherz begehrt. Für regnerische Tage genau das Richtige. Da wir aber im Sommer da waren, genehmigten wir uns ein Eis und schlenderten den Charles River entlang. Da kommt man übrigens am Restaurant The Barking Crab vorbei, welches man sich als Meeresfrüchte-Liebhaber nicht entgehen lassen sollte. Piratenfeeling inklusive. Am nächsten Tag ging es schon weiter Richtung Landesinnere. Das Ziel war die Küste Maines landen, da wir aber genügend Zeit eingeplant hatten, machten wir erst mal einen Schlenker über Cambridge. Hätte ich die Mittel gehabt, wäre ich damals als Studentin gerne nach Harvard gegangen, auch dies geprägt von diversen Filmen und Büchern (Love Story und Good Will Hunting). Das Städtchen ist sehr europäisch, wie zu erwarten war. Lustig fand ich, dass der Uni-Campus im Film sehr viel grösser wirkt, in Wahrheit jedoch ziemlich überschaubar ist. Die Tatsache, dass hier so viele berühmte Menschen studiert haben, nicht zuletzt die Obamas, ist schon sehr beeindruckend und war auch für die Kinder einen Ausflug wert.
Lake Winnepesaukee Den Rest des Tages fuhren wir durch das ländliche Upstate New Hampshire bis zu unserem nächsten Ziel: dem Lake Winnipesaukee. In unserem Häuschen der Anlage Anchorage at the Lake, direkt am See haben wir uns auch gleich heimisch gefühlt. Das Lädeli im Dorf mit Homemade Lemonade und Ice Cream bietet alles, was es für's Frühstück braucht. Tagsüber am See, liessen wir uns abends die alten Herren, die im Barn and Grille den Blues spielten, nicht entgehen. Mit Kids in die Bar war übrigens kein Problem, die Kleine ist dann einfach auf dem Sofa eingeschlafen.
Maine Am nächsten Tag tuckerten wir friedlich Richtung Maine hoch. Ziel war Kennebunkport (nicht zu verwechseln mit Kennebunk, wo es wirklich nichts zu sehen gibt). Das Kennebunk Port Inn ist eines dieser typischen Küstenhotels mit Himmelbett und Veranda. An diesen zwei Tagen in diesem schönen – wenn auch sehr touristischen – Küstenstädtchen kamen wir zu unserem ersten Maine-Lobster: wir haben uns nicht zu viel versprochen. Im originellen Arundel Wharf haben wir sensationellen Lobster gegessen. Wer denkt, den gäbe es nur in schicken Restaurants, sollte unbedingt mal nach Maine reisen.
Sehr gut in Erinnerung bleibt uns die mehrtätige Fahrt wieder runter in den Süden. Mit Picknicks am Strand, Übernachtungen in schlichten, günstigen, aber sauberen Motels (für eine vierköpfige Familie wirklich eine tolle Alternative zu Hotels, da die Zimmer immer riesig sind. In gewissen haben wir sogar ein kleines Appartment für USD 150.00-200.00 erhalten.) Die Küste ist sehr wild und das Wasser kalt. Nur die Kids haben sich getraut, in den Atlantik zu springen...
New York Endlich! The Big Apple! Wir konnten es kaum erwarten und nach der ganzen amerikanischen Landschaft freuten wir uns wie kleine Kinder auf unser erstes New-York-Abenteuer! Die Freude wurde für ein paar Stunden gedämpft, als wir in unserer Ferienwohnung einen alten, schlafenden Mann im Bett vorfanden... Wir traten umgehend den Rückzug an und mussten uns nun schnellstens eine bezahlbare Unterkunft im Hochsommer in Downtown New York suchen. Kein einfaches Unterfangen, kann ich euch sagen. Aber wir hatten Glück und das The Gregory nähe Times Square gab uns einen Neu-Eröffnungs-Rabatt, so, dass unser Budget nicht gesprengt wurde.
Den Nachmittag verbrachten wir am Times Square, abends hoch auf's Empire State Building. Das Schöne an Reisen mit Kindern ist ja, dass man viel eher die typischen Touristen-Sachen macht, als wenn man unter Erwachsenen ist. Zumindest erging es uns so. Und ich möchte den Blick über die Stadt von der „Sleepless in Seattle“-Terrasse nicht missen... Das Highlight unseres ersten Tages in Manhattan war dann aber sicherlich der Filmabend im Bryant Park. Bei Wärme und Pizza genossen wir mit den Kids den Klassiker „Footlose“. Wir fühlten uns wie echte New Yorker! Auch hier erkundeten wir die Stadt erstmal per Hop-on-Hop-off-Bus mit Ausstieg in SOHO, Little Italy und Battery Park, von wo wir die Staten-Island-Fähre bestiegen. Bekannterweise die günstigste Variante, um die Freiheitsstatue zu sehen (zumindest ein paar Fotos von ihr zu schiessen).
Next Stop: Central Park. Wir hatten die Hitze in der Metropole echt unterschätzt, denn 38 Grad sind in einer solchen Betonwüste einfach zuviel. Gut hat die Stadt eine grüne Lunge, in der man sich ausruhen, Amateur-Baseballspiele schauen und auch mal mit den Kindern in den Wasserspielen rumspringen kann (zugegeben, ich war die einzige Erwachsene, die danach klatschnass durch die Strassen schlurfte). Long Island und Providence
Unsere Familie entdeckt zwar sehr gerne Neues, aber nach 10 Tagen war uns nur noch nach Chillen. Also packten wir unseren gemieteten Jeep Cherokee und fuhren nach Long Island. Montauk war das Ziel und wir wurden nicht enttäuscht. Die Dünen verbergen eine doch sehr wilde See, aber die Atmosphäre dieser Insel für Reiche (das Sommerhaus der Kennedys befindet sich schliesslich auch hier) hat uns sehr gefallen. Nach zwei Übernachtungen in einem Motel mit Pool (ja, auch das musste mal sein), ging es mit der Fähre dann zurück auf's Festland und nach Providence. Kein Wunder gilt diese Stadt als die mit dem besten Lebensstandard. Die Innenstadt ist sehr modern und freundlich, mit Park und See, abends Konzerten. Hier fühlt man sich sehr sicher und flaniert gerne. Dafür wirkt sie nicht typisch amerikanisch, was immer das heissen mag.
Cape Cod Nach der vielen Rumfahrerei freuten wir uns nun auf unser Beach House, welches wir auf Cape Cod, unweit der Hauptstadt Provincetown für eine Woche gemietet hatten. Endlich wiedermal selber einkaufen, kochen und einfach rumhängen können. Denn, so gut das Essen bisher auch war, irgendwann hat man genug von Frittiertem und überdimensionierten Portionen.... So richteten wir uns in unserem Mini-Häuschen ein und lebten the Beach Life par Excellence! Morgens auf der Terrasse frühstücken, tagsüber zum Strand, einkaufen, waschen in der Coin-Laundery und abends Richtung Stadt, um mit allen anderen Touristen durch die recht homosexuell gerpägten Strassen zu flanieren. In einem Amerika, dass viel zu oft prüde und intolerant ist, empfand ich die Regenbogenfahnen überall als sehr erfrischend. Mein Coiffeurbesuch tat sein Übriges dazu, dass ich nach 4(!) Stunden sämtlichen Klatsch und Tratsch der Szene kannte. Dass ich danach wie eine blonde Erscheinung aus Denver Clan aussah, begeisterte weder meinen Mann, noch meine Kinder....
Das Highlight auf Cape Cod war natürlich das Whale Whatching. Wahnsinn! Da ich etwas Bootsangst habe, wollte ich nicht unbedingt mit einer Nussschale unterwegs sein, also entschieden wir uns für für einen etwas grösseren Kutter von Whalewatch.com am Pier. Ich war skeptisch, was den Tierschutz angeht, musste aber feststellen, dass dem absolut Rechnung getragen wird auf diesen Ausflügen ab Provincetown. Es waren Meeresbiologen an Bord, die sich auch privat für den Schutz der Meeressäuger einsetzen und die mit dem Boot nicht so nah rangehen, als dass sie die Wale stören könnten. Vielmehr kamen zwei von den Riesenviechern in unsere Richtung, schwammen unter unserem Boot durch, so, dass es schwankte (Hiiilfeeeee) prusteten und liessen sich entsprechend sehr schön fotografieren. Wir waren alle hin und weg und haben das sicher nicht zum letzten Mal gemacht! Die Kinder entdeckten in den Wellen von Cape Cod das Boogie Boarden für sich und wir testeten entsprechend diverse Strände um die Insel. Jene auf der offenen Seite des Atlantiks sind wellenreicher, auf der anderen Seite ist es ruhiger.
MassachusetsNach einer Woche hiess es Abschied nehmen von Cape Cod, schweren Herzens begaben wir uns zurück auf's Festland. Und wieder entdeckten wir Touristenattraktionen, welche wir ohne die Kids nie gemacht hätten: Die Mayflower! Viel kleiner als erwartet, war es ein spannender Ausflug, zumal der „Seemann“ an Bord Interessantes zu berichten wusste. Wenn euch also ein Amerikaner erzählt, er stamme von der Mayflower ab, vergesst nicht, dass da lediglich 102 Passagiere drauf waren... Und das vor erst knapp 400 Jahren. Man rechne...
Das unweit der Mayflower gelegene Plymouth Plantation ist ebenfalls einen Besuch wert: Da „leben“ Indianer und Pilger genauso wie Anno Dazumal, erzählen von ihrem Leben und beantworten alle möglichen Fragen der Besucher. Lustig war, dass die Pilger in einem alten Englsich sprachen, dass wir anfangs kaum verstanden. Die Verkleidungen und Häuser sind extrem gut nachgemacht und die Pilger arbeiten da, als wären wir im 17. Jahrhundert. Einzig die Tatsache, dass der Bereich der Indianer viel kleiner ist, stimmt nachdenklich...
Zurück in Boston schlenderten wir ein letztes Mal durch die Strassen, versuchten uns abends einen Tisch in einem Italiener im North End zu ergattern. An einem Samstag fast unmöglich, also unbedingt früh reservieren!
Am letzten Tag besuchten wir das New England Aquarium, da es in Strömen goss. Aber sonst kann man das getrost sein lassen, es ist etwas runtergekommen und nichts Spezielles, wie ich finde. Dafür sollte man unbedingt zu den Piers ins No Name, auch mit Piratenfeeling.
Unsere erste Reise in die USA war ein voller Erfolg. In drei Wochen haben wir sehr viel gesehen und erlebt, und viele der Orte möchten wir unbedingt wiedermal besuchen. Aber vielleicht zieht es uns doch noch nach Kalifornien oder Florida, wer weiss?
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